Brauchst Du gerade vielleicht eine Pause? Erlaubst Du sie Dir? Oder schleppst Du Dich von Zwangspause zu Zwangspause? Ich kannte früher nur letztere. Heute weiß ich, wie wichtig Pausen sind, und habe meine Einstellung ihnen gegenüber grundlegend verändert. Wenn Du nicht ausreichend pausierst, dann ist dieser Artikel für Dich.
Inhaltsverzeichnis
Pausen sind lebensnotwendig
Unser Organismus braucht den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, der in unserem Körper vom Sympathikus und Parasympathikus reguliert wird. Einfach gesagt: Der Sympathikus macht uns leistungsfähig, der Parasympathikus dient der Entspannung, der Regeneration, dem Krafttanken.
Der Sympathikus ist wie unser Gaspedal, der Parasympathikus fungiert als Bremse. Wir benötigen beide zum Leben. Kommt unser System aus der Balance, werden wir früher oder später krank. Denn wer permanent Gas gibt und nicht auftankt, der wird irgendwann auf der Strecke bleiben.
Der Sympathikus erhöht beispielsweise den Herzschlag, steigert die Atemfrequenz und den Blutdruck, und er sorgt dafür, dass unsere Stresshormone ausgeschüttet werden. Körper und Psyche werden somit in Alarmbereitschaft gesetzt, die Leistungsfähigkeit steigt, um dem vermeintlichen Säbelzahntiger zu entfliehen (denn wenigstens so alt ist dieses Funktionssystem in unserem Körper). Weil zugleich Körperfunktionen wie die Verdauung, die bei der Flucht oder im Kampf nicht erforderlich sind, heruntergefahren werden, ist es kein Wunder, dass es unangenehmen wird, wenn auf Anspannungsphasen keine Entspannung folgt.
Wer ständig unter Strom steht, für den ist es ratsam, den Gegenspieler, den Parasympathikus ganz bewusst zu stimulieren, zu entspannen und somit wieder aufzutanken.
Wir können den Parasympathikus jedoch nicht direkt steuern. Er ist mit dem Sympathikus Teil unseres vegetativen Nervensystems, das autonom ist, um unsere überlebenswichtigen Körperfunktionen sicherzustellen. Und das ist gut so. Denn stell Dir vor, Du müsstest nun auch noch jeden Augenblick daran denken zu atmen und darfst es bloß nicht vergessen.
Auch wenn wir unserem Parasympathikus also nicht befehlen können, dass er aktiver wird, so können wir uns dennoch bewusst dafür entscheiden, ihn zu stimulieren. Und genau da kommen die Pausen ins Spiel. Wer seine Pausen so gestaltet, dass er zur Ruhe kommt und sich regenerieren kann, der stimuliert bzw. aktiviert dabei seinen Parasympathikus.
Pausen sind somit wichtig für unsere Regeneration, Gesundheit und Balance. Sie sind nicht nur wünschenswert oder gar entbehrlich. Sie helfen uns, das Gegengewicht zum uns unter Strom setzenden Sympathikus zu schaffen.
Wer Pausen macht, kommt besser voran
Pausen beeinflussen jedoch noch viele andere Aspekte unseres Lebens:
Unsere Konzentrationsfähigkeit wird von unseren Pausen beeinflusst. Somit wirken sich Pausen auf unsere Produktivität und das Ausmaß an Fehlern aus, die uns unterlaufen.
Wenn wir etwas lernen wollen, sind Pausen ebenfall unabdingbar, denn dann verarbeitet unser Gehirn das frisch Gelernte und erstellt neue Verknüpfungen.
Wer kreativ sein will und beispielsweise Probleme zu lösen hat, benötigt ebenfalls Pausen. So legte zum Beispiel Einstein großen Wert auf seine Pausen, die er als Inspirationsquelle schätzte.
Pausen wirken sich außerdem positiv auf unsere Stimmung aus, sie helfen unsere Stresshormone auf einem gesunden Level zu halten oder dort wieder hin zu bringen (durch das Wirken vom Parasympathikus wie oben beschrieben).
Für die persönliche Entwicklung sind Pausen ebenfalls besonders wichtig. In dieser Zeit, wenn wir frei sind von Ablenkung, können wir uns selber weiter entdecken, es ist Raum dafür etwas zu begreifen, etwas sacken zu lassen und die Bedeutung dahinter zu erkennen, dem Erlebten Raum zu geben und es zu integrieren, und vieles mehr.
„Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause.“
– Elisabeth Barrett-Browning
Pausen gehören natürlich zum Leben dazu
Es gibt viele gute Gründe zu pausieren. Auch die Natur zeigt uns, wie wichtig Phasen der Ruhe sind, um anschließend voller Kraft wachsen zu können. Und wie würde sich Musik anhören, wenn darin keine Pausen vorhanden wären? Pausen gehören also zum ganz natürlichen Rhythmus dazu.
Ich weiß heute, wenn ich nicht ausreichend pausiere, dann fühle ich mich zunehmend schlechter und kann nicht das Leben leben, wofür ich hier bin. Ich brauche Pausen auch, um voll und ganz präsent bei dem sein zu können, was ich tue und mich dabei gut konzentrieren zu können. Dies sind einige Gründe, weshalb Pausen heute einen zentralen Stellenwert für mich haben.
Auf verschiedenen Ebenen gehören Pausen daher fest zu meinem Leben dazu: Beispielswiese integriere ich in meine Jahresplanung bewusst Pausen und Puffer. Kleine Pausen sind zudem ein elementarer Bestandteil meines Tages. Und auch Zyklus- und Jahreszeitbedingt achte ich darauf, dass ich mich an natürlichen Schwankungen orientiere. Wenn Du Dich für natürliche Rhythmen interessierst, dann könnte das Buch „Vom richtigen Umgang mit der Zeit: Die heilende Kraft der Chronobiologie„ von Prof. Dr. Maximilian Moser etwas für Dich sein. Und die zentrale weibliche Kraftquelle entschlüsseln Alexandra Pope und Sjanie Hugo Wurlitzer in ihrem Buch „Wild Power: Dein Zyklus als Quelle weiblicher Kraft„.
Wie sieht es bei Dir aus?
Vielleicht hast Du bereits beim Lesen das ein oder andere Mal innegehalten und begonnen Dich zu fragen: „Wie stehe ich zu Pausen?“
Ansonsten kannst Du Dich jederzeit fragen: „Welchen Stellenwert haben Pausen in meinem Leben?“
Falls Du zu jenen gehörst, die (so wie ich früher) in der Regel zu spät merken, wann Pausen nötig sind, dann kannst Du auf folgende Anzeichen achten:
Bist Du leicht reizbar?
Bist Du ständig müde?
Hast Du Schwierigkeiten Dich zu konzentrieren?
Machst Du mehr Fehler als sonst?
Bist Du nicht mehr so motiviert wie sonst?
Also: Brauchst Du gerade eine Pause?
Pause ist nicht gleich Pause. Je nach Bedarf, Situation und Lebensumständen können verschiedene Pausen wirklich erholsam sein.
Wie Pausen aussehen sollten, dafür gibt es kein Patentrezept. Der eine geht vielleicht regelmäßig im Wald spazieren, der nächste braucht nichts als sein Meditationskissen, ein anderer malt gerne und wieder der nächste unternimmst vielleicht am liebsten etwas gemeinsam mit anderen.
Was Dir beim Erholen hilft, muss übrigens nicht mit dem übereinstimmen, was in Deinem Umfeld als solches angesehen wird.
Bist Du Dir unsicher, ob etwas wirklich erholsam für Dich ist, dann stell Dir die Frage: „Brauche ich danach eine weitere Pause?“ Wenn ja, dann überlege Dir, wie wichtig Dir diese Freizeitbeschäftigung ist und wenn Du sie beibehalten möchtest, dann plane einfach eine Pause im Anschluss ein.
Wichtig ist, darauf zu achten, ob Du Dich in Deinen Pausen wirklich erholst:
Wie fühlst Du Dich danach?
Beobachte also:
Welche Pausen tun Dir wirklich gut? Wie sehen Deine idealen Pausen aus?
Welche Pausen tun Dir besonders gut? Integrierst Du bereits genug davon in Dein Leben? Wenn nicht: Wie kannst Du mehr davon machen?
Was brauchst Du, um richtig abschalten zu können? Wie kannst Du mehr davon in Dein Leben integrieren?
Urlaub ist eine beliebte Art der Pause. Machst Du den Urlaub der zu Dir passt? Wenn Du dem auf den Grund gehen willst, dann lies meinen weiterführenden Artikel zu Thema.
Wer ausreichend regelmäßige Pausen macht, der verhindert in die Erschöpfung abzugleiten, aus der nur eine längere Auszeit wieder heraushilft. Denn wer zur Ruhe kommt und dabei im Kontakt mit sich ist, spürt, was er braucht – der hat sein ganz individuelles Regenerations- und Präventionsprogramm.
Ich wünsche Dir eine gute Balance zwischen Pausen und Zeiten der Aktivität!
Alles Liebe
PS. Wenn Du Dich ständig so getrieben fühlst, dass Du meinst, keine Pause machen zu können, dann schau Dir ruhig noch diesen Beitrag an.
PPS. In einem weiteren Beitrag findest Du zudem Anregungen, wie Du ruhige Momente in Deinen Alltag integrieren kannst.
Bilder: Pixabay