„Was soll das denn? Also dieser Beitrag ist nichts für mich. Und dafür habe ich gerade keine Zeit“ – Wenn Dir soeben Gedanken dieser Art in den Sinn kamen, dann ist dieser Artikel für Dich bestimmt ;-) Denn „nichts tun“ kann genau das sein, was Deinem Wohlbefinden gerade fehlt. Warum es so wichtig ist, das verrate ich Dir in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wann hast Du das letzte Mal einfach „nichts“ getan?
- 2 Alles in der Natur ist zyklisch
- 3 Wir leben meist wider unserer Natur
- 4 Warum es so wichtig ist, auch mal nichts zu tun
- 5 Durch Nichts-Tun bei sich und mit sich verbunden sein
- 6 Wann tust Du also das nächste Mal einfach nichts?
- 7 Vorsorglich nichts tun
Wann hast Du das letzte Mal einfach „nichts“ getan?
Nichts Produktives, nichts Wichtiges. Vielleicht hast Du einfach nur dagesessen und den Blick ins Leere gehen lassen. Von den Österreichern habe ich dafür die schöne Bezeichnung „ins Narrenkastl schauen“ gelernt.
In der heutigen Zeit scheint dies immer seltener zu werden.
Kürzlich berichtete mir ein Ehepaar, dass er einfach mal nur da saß und sie ihn deshalb fragte „Bist Du krank?“. Da musste ich direkt an Loriots Sketch „Feierabend – Ich will doch nur hier sitzen“ denken.
Alles in der Natur ist zyklisch
Wir erleben die Jahreszeiten, Monate, Mondphasen, Wochen, die Tageszeiten – alles kommt und vergeht. Kräfte bauen sich auf und ziehen sich wieder zurück. Die Natur zeigt uns also, dass Nichts-Tun ganz natürlich ist,
Lass uns zwei Beispiele anschauen:
- Keinem geht es gut, wenn der Schlaf zu kurz kommt. Wir brauchen unsere Regenerationszeit in der Nacht. Währenddessen erholt sich nicht nur unser Körper, sondern wir verarbeiten auch die Erlebnisse des Tages.
- Frauen im gebärfähigen Alter erleben ihren Menstruationszyklus. Und jede Frau, die sich etwas bewusster mit sich und ihrem Körper beschäftigt hat, wird feststellen, dass es ihr wesentlich besser geht, wenn sie sich diesem Zyklus hingibt und nicht jeden Tag versucht gleich zu funktionieren. Früher (und vereinzelt auch noch heute) gab es Menstruationshütten, in denen sich die menstruierenden Frauen zurückzogen. Wenn es eine Frau heute schafft, in den Tagen der Menstruation dem üblichen Alltag eine Weile den Rücken zuzukehren, so wird auch sie merken, dass es ihr besser geht. Sie kann diese besondere Zeit zur Einkehr und Regeneration nutzen. Es ist der sogenannte innere Winter und darauf folgt der kraftvolle Frühling.
Unsere menschliche Natur ist zyklisch, ob wir es nun wahrhaben wollen oder nicht. Natürlich können wir es ignorieren oder auch versuchen entgegen dieser Zyklen zu leben. Wer jedoch schon längere Phasen mit zu wenig Schlaf erlebt hat, wird mir zustimmen müssen, dass das insgesamt nicht gutgetan hat. Frauen begreifen meist aufgrund der weiblichen biologischen Prozesse eher als Männer, dass sich eine Ausrichtung an zyklischen Rhythmen positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirkt.
Wir leben meist wider unserer Natur
Üblich ist eine Ausrichtung an solchen Zyklen in unserer Gesellschaft kaum noch. Jeden Tag gleich funktionieren scheint das Kredo zu sein. Das Bestreben sich jeden Tag gut fühlen zu müssen und in voller Kraft zu sein, ist weit verbreitet. Da das jedoch nicht natürlich ist, werden dann alle möglichen Hilfsmittel herangezogen, um Phasen, in denen sich unsere Kräfte etwas zurückziehen, wieder auszugleichen. Wir pushen uns mit Kaffee und sonstigen Substanzen und versuchen jeden Tag auf voller Kraft zu fahren.
Das funktioniert jedoch langfristig nicht.
Selbst bei Motorrennen gibt es Boxenstopps. Ohne Tanken und Wartung ist keine permanente Höchstleistung möglich.
Das gilt auch für unseren Körper! Und das unabhängig davon, ob wir nun einen weiblichen oder männlichen Körper haben. Auch Männer brauchen Phasen des Rückzugs, um ihre Energie wieder aufzuladen.
Stattdessen besteht jedoch meist der Anspruch jeden Tag gleich zu funktionieren – ob nun Winter ist oder Frühling, ob Dienstag oder Freitag.
Und dann wundern wir uns noch, dass chronische Erkrankungen zunehmen, wenn die normalen Bedürfnisse des Körpers ignoriert werden.
Warum es so wichtig ist, auch mal nichts zu tun
Unser Körper braucht Zeiten des Nichts-Tuns. Dies möchte ich Dir Anhand unseres Nervensystems weiter verdeutlichen. Dies benötigt Phasen des Nichts-Tuns aus mehreren Gründen:
- Stressabbau, Regulation des Nervensystems und Resilienz: Wenn wir nichts tun und zur Ruhe kommen, dann wird der Parasympathikus aktiviert. Dies ist der Teil unseres vegetativen Nervensystems, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist. Er hilft, Stress abzubauen und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Ein reguliertes Nervensystem, das regelmäßige Ruhephasen erfährt, ermöglicht es uns, besser mit den Anforderungen des Lebens umzugehen und uns schneller von Stressreaktionen zu erholen.
- Regeneration und Erholung: Unser Körper kann sich in der Zeit des Nichts-Tuns auf die Reparatur von Zellen konzentrieren und wichtige Regenerationsprozesse durchführen. Genau genommen ist unser Körper also sehr fleißig, wenn wir auch mal nichts tun.
- Verarbeitung von Informationen: In Ruhephasen sortiert unser Gehirn Erlebtes, kodiert Informationen um, speichert sie und stellt neue Verbindungen her. Dies ist wichtig für die Verarbeitung unserer Erfahrungen.
- Aktivierung des Default Mode Networks: Während des Nichts-Tuns wird das sogenannte Default Mode Network (DMN) oder Ruhezustandsnetzwerk im Gehirn aktiv. Reizunabhängig ermöglicht es uns, über uns selbst zu reflektieren, Tagträumen nachzugehen, die Zukunft zu planen, Erinnerungen zu verarbeiten. Und es ist wichtig für unsere Kreativität. Vielleicht ist Dir auch schon mal aufgefallen, dass die besten Ideen unter der Dusche, auf dem Klo oder direkt nach dem Aufwachen kommen.
Sind das nicht ein paar gute Gründe, um einfach mal die Füße hochzulegen und nichts zu tun?
Hier kommt ein weiterer Grund:
Durch Nichts-Tun bei sich und mit sich verbunden sein
Diese Entschleunigung ist zudem eine Möglichkeit bei sich zu sein oder zu sich zurückzukehren. Die Fülle an Reizen, die Hektik des Alltags, Medienkonsum gehören zu jenen Faktoren, die uns selbst von uns „weg ziehen“. Im Alltag sind wir häufig überall, nur nicht bei uns, und wundern uns dann, dass wir uns selbst verloren haben. Das Innehalten ist der Weg zurück. Bewusste kleine Praktiken können dem Sog, der uns von uns weg zieht, ein gesundes Pendant geben, sodass wir die Gefahr bannen uns selbst zu verlieren. Ein paar einfache Hilfestellungen für den Alltag gebe ich Dir gerne in meinem kostenfreien Training „Im Alltag verbunden mit mir“ an die Hand. Trage Dich hier (bitte klicken) für das Training ein und nutze die drei Wochen, um Dir selbst im Alltag wieder näher zu sein.
Wann tust Du also das nächste Mal einfach nichts?
Oder zumindest etwas, was nicht wirklich produktiv oder sinnvoll erscheint. Sondern Du machst einfach etwas, wonach Dir gerade ist. Denn wenn wir dem wieder vertrauen, was uns ruft, dann können wir dadurch wieder auf unsere Spur zurückfinden, wenn wir von unserem Kurs abgeraten sind.
Anfangs kann es schwer sein, auszuhalten nichts zu tun. Dann werden sich Gedanken einschleichen wie: „Ich muss noch das tun.“ „Oh, jenes habe ich vergessen!“ Dann auszuhalten, dem nicht sofort nachzugehen ist die Kunst. Notiere es Dir kurz oder vertraue darauf, dass Du es in ein paar Minuten immer noch weist.
Fange am besten klein an. Wenn Du magst auch jetzt sofort. Mach einfach eine Minute lang mal nichts. Du wirst überrascht sein, wie lang sich eine Minute anfühlen kann ;-)
Diese eine Minute kann mit der Zeit dann langsam ausgedehnt werden auf eineinhalb Minuten, zwei Minuten, fünft Minuten etc.
Vorsorglich nichts tun
Jetzt sag mir nicht, Du hast keine Zeit eine Minute nichts zu tun. Wenn das der Fall ist, dann ist es erst gerade wichtig, die Minute innezuhalten. Denk dran, Dein System kann nicht permanent auf Hochtouren laufen, sonst ist die Panne vorprogrammiert. Wenn also eine Panne oder gar ein Crash für Dich nicht erstrebenswert ist, dann nimm Dir jetzt die Minute und baue auch zukünftig Momente des Nichts-Tuns in Deinen Alltag ein.
Ich wünsche Dir erholsame Momente des Nichts-Tuns und umso bereichernde und kraftvolle Zeiten des Tuns. Denn das eine ist ohne das andere langfristig nicht möglich. Es ist also eine einfache und doch sehr kraftvolle Vorsorge-Maßnahme.
Alles Liebe
Bilder: Pixabay